Unser Körper ist der Sitz unserer Empfindung, unseres Denkens und Handelns, unseres Kontaktes mit der Welt. Fühlen und Denken sind eng miteinander verknüpft. Unsere Gedankengänge sind inhaltlich, vor allem aber in ihrer Qualität, zutiefst beeinflusst von unserem emotionalen Zustand. Die Emotionalität wiederum ist immer auch Physis.
Jedes Gefühl im Körper findet einen körperlichen Ausdruck, und sei es nur ein kurzes Aufatmen oder ein Luftanhalten. Umgekehrt zieht jede körperliche Impression ein Gefühl nach sich, zum Beispiel eine warme Hand auf der Schulter oder ein eingeklemmter Nerv.
Wenn wir kreativ tätig sind, erleben wir uns im Fluss. Im besten Falle vereinen sich unsere intellektuellen, geistigen, physischen und technischen Fähigkeiten mühelos und werden in optimaler Weise miteinander wirksam.
Der Mensch ist als ganzes Wesen und seiner gesamten Aufmerksamkeit involviert in den kreativen Prozess und somit auf allen Ebenen gefordert. Ergebnis ist ein Tanz seiner ureigensten Potenziale und Fähigkeiten in seinem originären Rhythmus.
Rhythmus ist das, was den kreativen Prozess so einzigartig macht. Er ist in jedem Werk, das uns berührt, aufzuspüren. Das gilt für ein Gemälde ebenso wie für einen Text, eine Rede wie für einen Tanz; ein Theaterstück und ein Konzert.
Kein Fuß bleibt ruhig bei belebten Takten. Kinder beginnen, selbst wenn sie noch gar nicht laufen können, zu Musik zu wippen. Aber der Körper kennt noch andere, stillere Rhythmen. Atmung, Pulsschlag. Hunger, Sattheit. Müdigkeit, Erwachen. Altern.
Kreativität bedeutet auch, den eigenen Rhythmus zu hören und Ausdruck zu verleihen, gleich in welcher Disziplin. Und auch hier hat der Körper wieder eine Schlüsselrolle, denn nirgends lässt sich Rhythmus so grundlegend erfahren wie im Körper.
Körperliche Berührung bewirkt vor allem eines: Wahrnehmung. Berührungen können Geschichten erzählen, Erinnerungen wecken, neue Kontinente erschließen - Körperkontinente. Neue Landkarten im Gehirn anlegen, Körpertopographien zeichnen: Wahrnehmung ist wie eine Taschenlampe in längst vergessenen oder nie betretenen (Körper-) Räumen.
Was ein Mensch erlebt während der Körperarbeit, gleicht der Beschreibung von dem, was ein Mensch erlebt, der träumt. Zeit und Raum können sich verändern. Sensationen können ultragenau und riesengroß, oder eingebettet in ein universelles Kaleidoskop erlebt werden. Farben und Formen können erscheinen oder auch konkrete Gedanken.
Vielleicht schläfst Du wirklich ein und träumst. Oder Du bist mit äußerster Aufmerksamkeit, dennoch im Zustand tiefster Entspannung, Teil des Geschehens.
Es entsteht ein Raum, der frei ist für das, was sich zeigen will. Es gibt nichts zu tun. Das ist der Quell für unendlich viele Möglichkeiten.
Gute Körperarbeit steht einer guten Psychotherapie in nichts nach. Auch sie macht Verdrängtes und Abgeklemmtes wieder erleb- und spürbar. Sie setzt so Energien frei, die vorher gebunden waren. Der Vorteil ist, dass Körperarbeit nicht zwingend einer kognitiven Zwischenstation bedarf.
Das, was frei wird, ist unmittelbar verfügbar. Sich zu Musik zu bewegen fühlt sich anders an, als ein Buch über Tanzschritte durchzulesen.
Körperarbeit synchronisiert dich mit deinem eigenen Rhythmus. Körperarbeit erzeugt flow. Für kreativ Schaffende kann Körperarbeit eine Tür in den eigenen Fluss sein. Da ich meine eigene Arbeit als Kunst erlebe, weiß ich das.
Ich möchte dich herzlich dazu einladen.